Klimagerecht bauen und entwickeln

Die Herausforderung: Zunehmende Versiegelung (versiegelte Flächen, auch durch Gebäude) überhitzt Stadt- und Ortsgebiete.

Der Lösungsansatz: Bereits auf der örtlichen Planungsebene die Grundlagen für eine nachhaltige und klimagerechte Siedlungsentwicklung schaffen.

Fragen, die sich die örtliche und überörtliche Planungsebene zur Siedlungs- und Ortsentwicklung stellen sollte:

  • Ist eine Innenentwicklung und Nachverdichtung möglich?
  • Wie kann ein flächensparsamer Umgang mit der Siedlungsstruktur erfolgen?
  • Wie kann die Bodenversiegelung so gering wie möglich gehalten werden?
  • Gibt es ausreichende Freiflächen?


Eine kompakte Siedlungsentwicklung mit einem hohen Anteil an unversiegelten Flächen und ein hoher Frei- und Grünflächenanteil tragen maßgeblich zu einem sparsamen Umgang mit der Ressource Boden bei. Das hat positive Effekte für das Klima auf vielfältigen Ebenen.

AUF DIESE KONKRET-MASSNAHMEN
KÖNNEN SIE BAUEN

Kaltluftschneisen freihalten
Kaltluftschneisen sorgen für einen guten Luftaustausch. Diese identifizieren, langfristig sichern und wenn möglich weiter ausbauen zählen zu den zentralen Aufgaben einer klimagerechten Raumentwicklung. Kaltluftschneisen sollten zudem immer frei von Bebauung gehalten werden, damit eine gute Durchlüftung und nächtliche Abkühlung der angrenzenden Siedlungsgebiete gewährleistet ist!


Bodenversiegelung reduzieren
Eine kompakte Bebauung lässt Platz für Grünflächen. Eine zusätzliche Entsiegelung bzw. eine geringere Versiegelung bei Neubauprojekten fördert die Kaltluftentstehung im sehr lokalen Maßstab und sichert die Versickerungsfähigkeit für das Regenwasser im Boden.

Auszug aus dem Klimakonkret-Plan mit Fokus auf klimaangepasste Optimierung von Neubau, gegrünte Dächer, Fassaden und Höfe wie auch Kaltluftschneisen

Die Aktivierung zentrumsnaher Grundstücke anstelle von neuen Entwicklungen an den Siedlungsrändern sind für einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Grund und Boden maßgeblich. Auch die Erweiterung bestehender Gebäudestrukturen sollte bei Innentwicklungsvorhaben mitgedacht werden. 

Innenentwicklung priorisieren
Häufig bestehen gerade in Ortszentren und Innenstädten Potentiale zur Aktivierung minder- oder ungenutzter  Flächen. Wer diese nutzt, trägt nicht nur zu einem sparsamen Umgang mit Grund und Boden bei, sondern fördert auch eine gemischte Nutzung im Zentrum und dies trägt wiederum zu einer nachhaltigen Belebung des Ortskerns bei. Zuerst also die Möglichkeiten für eine Innenentwicklung erheben – z.B. im Rahmen von strategischen und integrierten Entwicklungskonzepten. Und dabei immer Maßnahmen zur Verbesserung des Mikroklimas und zur Vermeidung von Wärmeinseln berücksichtigen. Nur so ist eine zukunftsfähige Ortsentwicklung möglich!


Effiziente Außenentwicklung betreiben
Stadt- und Ortserweiterungen sind nicht auszuschließen. Dabei sollte man jedoch auf eine möglichst kompakte Bebauung mit wenig Flächenverbrauch bei angemessener Dichte achten. Wer unversiegelte Flächen freihält und Kaltluftschneisen berücksichtigt, spart auch bei aufwändigen Erschließungsflächen im Infrastrukturnetz.


Neubau optimieren
Klimaanpassungsmaßnahmen sollten bei (Siedlungs-) Neubauten von Anfang an eingeplant werden. Wichtig sind dabei Anordnung, Ausrichtung, Form, Dichte und Höhe der Baukörper – vor allem am Übergang zu Freiräumen. Diese sollten immer so gewählt werden, dass Kaltluftströmungen nicht blockiert und gestaut werden, sondern weit in die angrenzenden Siedlungsbereiche vordringen können. Ein Beispiel: Gebäude immer längs der Luftströme ausrichten, um die Kaltluftzirkulation zu fördern.

Klimakonkret Tipp

Nutzen Sie regionale und städtische Klimaanalysen und integrierte Entwicklungskonzepte, um zukunftsfähige Ergebnisse zu erzielen.

Bestandserweiterungen ausloten
Nicht immer ist die Entwicklung unbebauter Grundstücke am Siedlungsrand zwingend notwendig. Zusätzlicher Platz für Wohnen, Gewerbe oder öffentliche Einrichtungen kann auch durch Aufstockung oder Anbauten bestehender Gebäudestrukturen erreicht werden – vorzugsweise in bereits erschlossenen oder innerstädtischen Lagen. Dies verkürzt die Wege innerhalb des Gemeindegebietes und trägt zu einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung bei. Wichtig: Auch hier die mikroklimatischen Grundlagen, wie helle Oberflächen (Albedo), Beschattung etc., mitdenken.


Weiterer Versiegelung aktiv entgegenwirken
Eine aktive Bodenpolitik beinhaltet auch den Ankauf oder die Mobilisierung unbebauter Grundstücke oder leerstehender Gebäude in zentralen Ortslagen. Hier sollten Gemeinden langfristig und nachhaltig denken!


Bestandsgebäude beschatten
Mit Beschattungselementen lässt sich eine Überhitzung durch Sonneneinstrahlung im öffentlichen und privaten Raum mindern. Geeignet sind Arkaden, Pergolen oder außenliegender Sonnenschutz an Fenstern. Den besten und langfristigsten Effekt haben aber immer noch Bäume mit großen Kronen!

Klimakonkret Tipp

Unterbaute Freiflächen möglichst gering halten bzw. ganz vermeiden – für die (spätere) Pflanzung von klimaeffektiven Bäumen und Vegetationsstrukturen. Tiefgaragen – wenn nötig – nur direkt unterhalb des Gebäudes planen.

Es gilt jede vorhandene Fläche zur Begründung zu nutzen: Dachflächen, Fassaden und Freiräume. Sie erzielen wertvolle Kühlungseffekte. 
Durch eine optimierte Bebauungsstruktur können Kaltluftschneißen zur Kühlung der Wohnlagen effektiv genutzt werden. 
Auszug aus dem Klimakonkret-Plan mit Fokus auf bauliche Entwicklungsmaßnahme zur Nachverdichtung statt Neubauung

Dächer, Fassaden und Höfe begrünen
Dies trägt zur mikroklimatischen Verbesserung vor Ort bei und stellt einen nachhaltigen Umgang mit Regenwasser dar. Entsiegelte Innenhöfe und Baumpflanzungen kühlen die Temperatur im Hof spürbar ab. Begrünte Fassaden und Dächer verdunsten Wasser, kühlen dadurch die umgebende Luft ab, wirken dämmend und reduzieren so die Innentemperatur. Eine einzelne begrünte Fassade kühlt jedoch keine ganze Straße ab – der passende Maßnahmen-Mix ist entscheidend!


Gut zu wissen:
Klimaanalysen nutzen Geoinformationen und Simulationen, um klimatische Mechanismen und Zusammenhänge einer Stadt, Gemeinde oder Region übersichtlich abzubilden. Mit Hilfe einer Klimaanalysekarte lassen sich klimaökologische Funktionen verschiedener Flächen darstellen, sowie Potenzial- und Defizitbereiche identifizieren. Die entsprechende Planungshinweiskarte liefert Empfehlungen zur Erhaltung und Verbesserung der klimaökologisch relevanten Aspekte des Stadt- oder Regionalklimas.

Eine solche Klimaanalyse bildet eine Abwägungsgrundlage zur Sicherung von Freiräumen, Erhalt von Kaltluftentstehungsgebieten und -leitbahnen sowie zur Priorisierung von Maßnahmenplanungen. Und bildet damit eine wertvolle Grundlage für viele Planungskonzepte.

WEITERE MASSNAHMEN

Mobilität vielfältig
gestalten

Wasser intelligent
nutzen

Grünräume sichern
und vernetzen